Beim Lesen verschiedener Schreibratgeber und dem Austausch mit anderen Autoren ist mir wiederholt folgender Tipp begegnet: Schreibe so oft du kannst, wenn möglich täglich.
Inzwischen bin ich der Meinung, dies ist fast der wichtigste Tipp überhaupt, den man angehenden Autoren mit auf den Weg geben kann. All die theoretischen Kenntnisse, die ich beim Lesen der Schreibratgeber erlange, können letztendlich nur beim Schreiben angewandt, vertieft und verinnerlicht werden. Sage ich nicht genau dasselbe tagtäglich meinen kleinen und großen Musikschülern? Nur durch tägliches Üben werden sich deine Fähigkeiten beim Klavier spielen verbessern. Wer nur einmal die Woche während dem Unterricht übt, wird keine Erfolge erzielen. Und ebenso verhält es sich mit dem Schreiben. Nur wer täglich schreibt, kann langfristig seine Schreibfähigkeiten verbessern.
Ich habe mir diesen Tipp zu Herzen genommen und inzwischen das tägliche Schreiben fest in meinen Alltag integriert. Es gehört genauso zu meinem täglichen Leben, wie meine morgendliche Tasse Kaffee. Meistens kombiniere ich übrigens beides miteinander. 😉
Da ich zu Beginn meines Romanprojektes nicht viel zu schreiben hatte, sondern eher mit Recherche und Planung beschäftigt war, stellte sich für mich die Frage, was schreibe ich denn? Ich wollte mich auf keinen Fall verzetteln und mehrere Schreibprojekte gleichzeitig beginnen.
Eine Zeit lang habe ich die “Morgenseiten” ausprobiert. Bei den Morgenseiten handelt es sich um ein Konzept, welches auf die Autorin und Kreativtrainerin Julia Cameron zurückgeht. Das Prinzip ist denkbar einfach. Man benötigt dazu einen gut schreibenden Stift und DIN A4 Blätter. Es geht beim Schreiben der Morgenseiten darum, innerhalb kurzer Zeit etwa drei DIN A4 Seiten vollzuschreiben, und zwar völlig unzensiert. Im Prinzip zeichnet man dabei seinen Gedankenstrom auf. Es kommt hierbei auch überhaupt nicht darauf an, etwas “Gehaltvolles” zu Papier zu bringen. Ich sehe es eher als ein Sich-von-der-Seele-Schreiben an.
Für mich stand allerdings schnell fest, dass ich mich nicht unbedingt nur auf die Morgenseiten festlegen wollte. Also begann ich, täglich Tagebuch zu schreiben. Allerdings nicht im klassischen Sinne, wie man gewöhnlich ein Tagebuch versteht. Ich nenne es mein Schreibbuch. An manchen Tagen lasse ich meine Gedanken frei laufen und schreibe auf Zeit, ähnlich dem Prinzip der Morgenseiten. Dabei stelle ich mir einen Kurzzeitwecker auf zehn Minuten und fange an zu schreiben, mal themenbezogen, aber auch oft was mir gerade durch den Kopf geht. Oftmals reflektiere ich auch schreibend die Fortschritte, die mein Roman macht oder Schwierigkeiten, die beim Schreiben aufgetaucht sind. Ich habe festgestellt, daß ich die Lösung für Probleme schneller finde, wenn ich mit mit ihnen schriftlich auseinandersetze. An manchen Tagen schreibe ich auch einfach eine kurze Episode aus der Vergangenheit meiner aktuellen Romancharaktere oder stelle meine Romanfiguren vor ein Problem um zu schauen, wie sie damit umgehen. Hin und wieder gewinne ich so neue Ideen, die in meinen Roman einfließen können. Auf jeden Fall lerne ich meine Figuren noch besser kennen.
Seit ein paar Wochen bin ich mit der Planung meines Romans fertig und nun beim Schreiben der Rohfassung angelangt, so dass ich jeden Morgen zuerst einmal eine Verabredung mit meinem Roman habe. Ist mein täglich gesetztes Ziel geschafft und noch Zeit zum Schreiben übrig, schreibe ich je nach Lust und Laune weiterhin in meinem Schreibbuch.
Angeregt durch die Blogbeiträge der Schreibdilettanten Axel und Marcus und deren Podcast-Special zum Thriller-Schreibwettbewerb bei neobooks stellte ich mir ebenfalls die Frage, ob das Schreiben von Kurzgeschichten mir als angehenden Romanautor helfen kann. Zuerst sträubte ich mich noch dagegen, eine Kurzgeschichte zu schreiben, weil meiner Meinung nach Romane und Kurzgeschichten grundverschieden sind. Außerdem wollte ich keine kostbare Zeit für mein Romanprojekt verlieren.
Schließlich habe ich mich doch ermutigen lassen, eine Thriller-Kurzgeschichte zu schreiben. Eine passende Idee war schnell gefunden.
Für das Schreiben und Überarbeiten dieser Kurzgeschichte habe ich zwar meinen Roman für etwa eine Woche vernachlässigt, aber ich bereue die investierte Zeit in keinster Weise. Im Gegenteil, der kleine Ausflug in die Welt der Kurzgeschichten hat mir sehr viel Spaß gemacht.
Ein weiterer positiver Effekt ist das Feedback, welches man von anderen Lesern und Autoren auf neobooks bekommt. Man erfährt, wo man steht und an welchen Punkten man noch fleißig arbeiten muss.
Ich halte diesen Austausch mit anderen Autoren für extrem wichtig.
Meine Erkenntnis aus dem Schreiben dieser Kurzgeschichte und dem Befassen mit der gesamten Thematik:
Ja, das Schreiben von Kurzgeschichten bringt mir als Romanautor sehr wohl etwas. Ich kann beim Schreiben von Kurzgeschichten einige Aspekte des Schreibens üben, in denen ich noch Defizite habe, wie zum Beispiel das Verfassen von lebendigen Dialogen oder das Finden von sprachlichen Bildern, die zum Text und zum Thema passen. Allerdings hilft mir eine Kurzgeschichte nicht, um den Aufbau und die Struktur eines Romans zu üben. In einer Kurzgeschichte habe ich nur einen begrenzten Raum und meist auch einen sehr begrenzten Zeitabschnitt zur Verfügung, in dem ich spannende Handlung und überraschende Wendungen einbauen muss. Ein Roman erstreckt sich gewöhnlich über eine weit größere Zeitspanne. Außerdem habe ich bedeutend mehr Seiten zur Verfügung, auf denen ich mich als Autor austoben kann und den Leser in die Handlung meiner Geschichte hineinziehen kann. Wenn ich diese Punkte im Hinterkopf behalte und Kurzgeschichten dazu nutze, um bestimmte Bereiche meines Schreibstils zu verbessern und auch Neues auszuprobieren, sind sie eine tolle Ergänzung für Romanautoren.
Vielleicht kann ich ja noch den einen oder anderen von euch anregen, ebenfalls an dem Wettbewerb teilzunehmen und eine spannende Kurzgeschichte zu schreiben. Der Wettbewerb läuft noch bis zum 28.06.2013.