Das Expose – Erste Hilfe bei der Überarbeitung

Endlich hielt ich die Rohfassung meines ersten Romanprojektes in der Hand. Ich war stolz, zufrieden und in einem Schaffensrausch. Dementsprechend wollte ich mich direkt in die Überarbeitung des Manuskriptes stürzen, doch irgendetwas bremste mich aus. Ich hatte auf einmal den Zugang zu meinen eigenen geschriebenen Wörtern verloren. Mich überkam das ungute Gefühl, lediglich ein paar sinnlose und zusammenhanglose Szenen geschrieben zu haben, die kein Mensch verstehen wird. Die Handlungen meiner Protagonistin erschienen mir unlogisch und unmotiviert, ich sah keinen Spannungsbogen im Roman und so weiter. Ratlosigkeit und Zweifel machten sich breit und nisteten sich förmlich bei mir häuslich ein. Hatte ich das komplette letzte Jahr mit dem Schreiben eines sinnlosen Textes vergeudet?

Ich hatte viele Stunden mit der Entwicklung meiner Figuren zugebracht, noch mehr Stunden in die Ausarbeitung des Plots gesteckt, von den vielen Wochen, in denen ich die Rohfassung niedergeschrieben habe, ganz zu schweigen.

Nein! Hier war nicht Endstation. Aufgeben und die Flinte ins Korn werfen, kam nicht infrage.

Um mir einen Überblick über meine Romanhandung zu verschaffen, habe ich mich hingesetzt und einen ersten Entwurf für ein Expose geschrieben. Und siehe da, es hat geholfen. Schon während dem Schreiben des Exposes sind mir kleinere Logikfehler im Handlungsablauf aufgefallen. Ich habe danach die Reihenfolge einiger Szenen geändert, so dass die Aktionen und Reaktionen meiner Protagonistin viel glaubhafter geworden sind.

Mein erster Expose-Entwurf ist mit sechs Normseiten zwar zu lang geworden, hat aber fürs Erste seinen Zweck erfüllt. Kürzen kann ich ihn später immer noch. Um ein Expose an einen Verlag zu schicken, sollte es nicht länger als drei bis vier Normseiten sein. Gar nicht so einfach, eine Romanhandlung so weit auf das Wesentliche herunterzubrechen und damit lediglich drei Normseiten zu füllen.

Nachdem ich den Entwurf fertig hatte, habe ich mir außerdem einen Ruck gegeben und ihn an eine liebe Freundin und Testleserin gegeben. (Vielen Dank Tanja :-*) Immerhin war es ja möglich, dass ich eine langweilige und überhaupt nicht spannende Handlung für meinen Roman entwickelt habe. Zu meiner Freude hat der Plot meines Romans den ersten Test überstanden und wurde für spannend befunden.

Im Nachhinhein muss ich feststellen, dass ich das Expose schon viel früher, spätestens nach dem Plotten, hätte schreiben sollen. Denn nur so kann ich feststellen, ob meine Geschichte auch wirklich funktioniert, ob die Handlungen meiner Figuren logisch sind und ob es eine spannende Entwicklung im Roman gibt. Es wäre wirklich verdammt schade, eine nicht funktionierende Handlung erst dann zu bemerken, wenn der ganze Roman fertig geschrieben ist. Für meine zukünftigen Projekte werde ich es deshalb spätestens nach dem Plotten ein erstes Expose schreiben.

Inzwischen bin ich mitten drin in der Phase der Überarbeitung und komme auch gut voran. Jetzt heißt es, nur nicht entmutigen lassen, denn es liegt noch viel Arbeit vor mir, bevor ich meinen Roman auf die ersten Leser loslassen kann.

Damit ich an Tagen, an denen ich überhaupt keine Lust auf Überarbeitung habe, dennoch das Schreiben nicht ganz vernachlässige, habe ich mit dem Plotten meines zweiten Romanprojektes (einen Kurzroman, dessen Rohfassung ich während dem NaNoWriMo schreiben möchte) begonnen und arbeitete zusätzlich zusammen mit einer befreundeten Autorin an einem Kurzgeschichtenband.

 

Nutzt ihr das Expose auch, um euch einen Überblick über die Handlung zu verschaffen, oder schreibt ihr erst ein Expose, wenn ihr einen Verlag anschreiben möchtet?

An wieviel Projekten arbeitet ihr gleichzeitig?